Nachdem meine 4er-Gruppe (Josiane, Biene, Pünktchen und Sina)
ca. 2 Monate bei mir waren, lief ich beim Streueinkauf wieder einer einzelnen
übrig gebliebenen weiblichen Ratte über den Weg. Da meine erste Zusammenführung
fremder Ratten ja so problemlos verlaufen war, dachte ich mir, die nehm ich
auch mit, eine passt schon noch in unseren Käfig hinein. Schließlich
möchte sie auch lieber ein glückliches Leben in Rattengesellschaft
führen, als einsam zu bleiben. Schwups, und schon war sie in meinem Jackenärmel
verschwunden.
Ja, ich kann eben nicht anders, bin halt so gestrickt. Wenn ich
erst einmal in bestimmte traurige Augen eines hilfsbedürftigen Wesens geschaut
hab, dann lässt es mich nicht mehr los. Ich muß mich einfach selbst
drum kümmern, wenn es nur irgendwie möglich ist. So kam ich also mit
Streu und meiner Nele wieder zu Hause an. Nele hatte einen schwarzen Kopf mit
durchgehendem schwarzen Rückensattel (black hooded), war ca. 9 Wochen alt
und unheimlich lieb. Um sie an mich zu gewöhnen, trug ich sie an diesem
Abend im Pullover mit mir herum. Zeigte ihr jedes Zimmer in der Wohnung und
richtete einen kleinen Käfig für sie her.
Am
nächsten Tag machte ich zuerst Josiane mit Nele auf meinem Arm bekannt.
Das ging soweit gut. Dann Biene und Nele, war auch kein Problem, anschließend
Pünktchen und Nele, bis dahin lief alles bestens. Zum Schluß war
Sina dran Nele kennenzulernen. Au Backe, als die beiden in meinem Pulloverärmel
verschwunden waren, gab es plötzlich eine quieckende Keilerei und sofort
kam Nele herausgeschossen. Sina mit gesträubtem Fell hinterher. Sina fing
immer wieder an zu stänkern, da war ein sofortiger Abbruch der Aktion erforderlich.
Hm, so ein Mist, dachte ich, na versuchen wir es eben später noch einmal.
Ich versuchte noch ca. 3 Wochen lang immer wieder Nele mit den
anderen Vieren zu vergesellschaften, aber Sina hatte sich zu einer hysterischen
Kampfzecke entwickelt. Wenn ich Nele nur in ihre Nähe hielt, wollte sie
sie zerfleischen. Sina war in dem Moment richtig abgedreht und stürzte
sich dann blindlings auf alles in ihrer Umgebung, was sich bewegte. Daß
es ihre Schwestern waren die sie angriff, registrierte sie überhaupt nicht.
Es war deswegen unmöglich Nele zu integrieren. Da saß ich nun mit
meinem Talent und einer einsamen Nele, die trotz Sina's Kampfbereitschaft ständig
zu den anderen wollte. Das tat mir wahnsinnig leid. Ich ging also wieder in
den Zooladen (bitte nicht hauen, den VdRD und seine Notfallliste kannte ich
damals noch nicht). Es waren grade 3 weibliche Ratten da.und ich entschied mich
für eine kleine weiße mit beiger Kappe (buff capped), weil sie zerrupfte
Ohren hatte. Ich dachte, die anderen Ratten hätten sie so zugerichtet.
Später, als dann alle meine Ratten solche "Blumenkohlohren" entwickelten,
stellte sich aber heraus, dass es Milbenbefall war.
Zu
Hause angekommen, taufte ich die Neue auf den Namen Bonnie und stellte sie sofort
meiner Nele vor. Aber beide sträubten das Fell und traten sich gegenseitig
mit den Hinterbeinchen. Schlimmeres passierte jedoch nicht. Ich schrubbte Neles
Käfig und veränderte die Einrichtung und ließ dann einfach beide
hineinlaufen. Zuerst jagte Nele die kleine Bonnie durch den Käfig. Bonnie
besetzte irgendwann Nele's angestammtes Holzhaus. Nele wollte es gerne zurückerobern,
aber Bonnie schnappte nach Nele's Nase, sobald sie diese ins Hausinnere steckte.
Nele versuchte es noch einige Male und zog dann beleidigt in das 2. Holzhaus
um.
So ging es noch drei Tage lang, die freche Bonnie scheuchte meine
lammfromme Nele durch den ganzen Käfig. Nach meinen Empfindungen hätte
das genau umgekehrt sein müssen, schließlich war doch nicht Nele
der Neuankömmling. Mit meinen damaligen Erfahrungen, befürchtete ich
schon, das es nicht klappt mit den beiden. Dabei war es aus heutiger Sicht alles
in allem eine problemlose Integration. Nach einer Woche machten sie schon alles
gemeinsam, fressen, trinken, putzen und vor allem kuscheln und schlafen. Nele
war glücklich, sie war endlich nicht mehr allein.
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